Die Mieten sind in Deutschland in den letzten 20 Jahren durchschnittlich um 9,4 Prozent gestiegen. Inflationsbereinigt zahlten die Deutschen heute sogar weniger für das Wohnen als 1992. Die politische Forderung, Mieten gesetzlich zu deckeln, ist daher unbegründet. Ein solches Gesetz würde nur jenen schaden, die eigentlich geschützt werden sollen – Mieter und Wohnungssuchende.
Ein Artikel des IVD ging mir kürzlich runter wie Öl. Es geht dabei um die Forderung, Mietpreise der Marktdynamik zu entziehen und gesetzlich zu deckeln. Wir sagen: Völlig an der Realität vorbei. Auch wenn „der Markt“ nicht alles richten kann und wird: das grundsätzlich freie Spiel der Kräfte ist betreffend den Wohnungsmarkt in einem größeren Zusammenhang betrachtet wichtig und richtig. Der IVD-Präsident Jens-Ulrich Kießling relativiert in dem Zusammenhang die Fakten: Da die Inflation in den letzten 20 Jahren um über 40 Prozent gestiegen sei, liegen die realen Mieten deutlich unter dem Niveau wie 1993. Und wirklich: Inflationsbereinigt lagen 2012 die Mieten bundesweit um 23 Prozent und in den Top-10-Städten 20 Prozent unter dem Niveau von 1992. Das habe mit der Entspannung des Wohnungsmarktes in den 1990er Jahren und im vergangenen Jahrzehnt zu tun. Dadurch sanken die Mieten zunächst und bewegten sich dann jahrelang auf konstantem Niveau. Vor allem in den Großstädten sind seit drei bis vier Jahren nun entsprechende Nachholeffekte festzustellen.
Doch alleine die Mietpreis-Entwicklung sagt noch nichts darüber aus, wie sehr Haushalte durch die Ausgaben für Wohnraum belastet werden. Um das festzustellen, wird der Anteil der Wohnkosten – das ist die Netto-Kaltmiete plus Betriebskosten – am gesamten Netto-Haushaltseinkommen bemessen. 1993 mussten Mieter durchschnittlich rund 20 Prozent davon für Wohnraum aufwenden. Dieser Anteil ging seitdem zurück und liegt seit 2006 konstant bei rund 16 Prozent. In den Top-10-Städten ist der Wohnkostenanteil dabei höher als im Bundesdurchschnitt, reduzierte sich aber auch hier. Ergo: „Wie die Analyse zeigt, sind die Mieten in den vergangenen Jahren bei weitem nicht so stark gestiegen, wie es die aktuelle Diskussion vermuten lässt“, kommentiert Kießling die Ergebnisse. Richtig sei vielmehr, dass die Nachfrage nach Wohnungen seit etwa drei Jahren speziell in den wachsenden Städten steige. In der Folge ziehen naturgemäß auch die Mieten wieder an.
Zudem hat der Markt immer mindestens zwei Medaillen-Seiten: Gerade im Zusammenhang mit der politischen Forderung, Mieten gesetzlich zu decken, ist nämlich festzustellen, dass es viel zu wenige Wohnungen gibt, weil in den letzten 15 Jahren einfach zu wenig gebaut wurde. In den Großstädten können Neubauten die Zahl der Zuwanderung daher nicht ausgleichen. Würden Mieten wie gefordert auch noch begrenzt, werde diese Entwicklung noch verstärkt, argumentieren die Verbandsvorsitzenden.
„In ihrem Strategiepapier für ‚bezahlbares Wohnen’ sieht die SPD unter anderem vor, erstmals die Neuvertragsmieten zu regulieren. Wenn die Politik die Mieten gesetzlich deckelt, werden Investoren ihr Kapital anderweitig investieren“, mahnt Kießling. Wird das Geld anders angelegt, fehlt es bei den Investitionen für energetische Sanierung und Neubau. In der Folge könnten die Mieten besonders in knappen Wohnungsmärkten weiter steigen. Ein „Mietensenkungsgesetz“ würde daher jenen schaden, die dadurch geschützt werden sollen – Mieter und Wohnungssuchende. Was beide Seiten daher dringender brauchen, ist ein ausgewogenes Mietrecht, das den Interessen von Mietern und Vermietern gerecht wird und Investitionen nicht im Wege steht. Wir verweisen gerne auf unsere hervorragende Quelle: www.ivd.net