Eine neue Studie von Haus und Grund zeigt, wie unterschiedlich die Bemessungs- und Ermessensgrundlagen für Energieausweise ausfallen können. Grundlage dieser Erkenntnis war ein Test von zwei unterschiedlichen Wohnobjekten und zehn Energieberatern. Jeder von ihnen kam zu einem unterschiedlichen Ergebnis, zwischen guter Energiebilanz und miserabler Energiebilanz und dringendem Nachbesserungsbedarf. Die Frage ist, was taugt dann ein Energieausweis, wenn er scheinbar nach dem Zufallsprinzip ermittelt wird?
Das Problem mit unterschiedlichen Bemessungsgrenzen hinsichtlich des beschlossenen Energieausweises für Wohnobjekte ist nicht neu und bringt selbst Experten zum Haare raufen. Auf der einen Seite müssen Immobilienbesitzer einen Energieausweis für ihr Gebäude vorlegen, so will es das Gesetz. Auf der anderen Seite ist es allerdings schwierig, einen allgemein gültigen Energieausweis zu bekommen, da jeder Energieexperte der dafür ausgebildet ist, zu unterschiedlichen Ergebnissen kommt.
Studie legt starke Mängel offen
Wie unterschiedlich diese ausfallen können, zeigte bereits eine Untersuchung aus dem Jahre 2013. Die wurde durchgeführt vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (kurz BBSR). Damals wurde versucht eine Einstufung für ein Wohngebäude auf einer identischen Berechnungsgrundlage herzustellen. Dabei lagen 32 Verbrauchsweisen, sowie 21 Bedarfsausweise zugrunde. Trotzdem ergab sich eine Abweichung von 26 Prozent allein bei den Verbrauchsausweisen. Im Fall der Bedarfsausweise waren es sogar 108 Prozent. Konkret heißt das, dass einigen Einschätzungen nach ein Gebäude eine positive Energiebilanz hat, in der Einstufungstabelle also einen grünen Wert erhält. In manchen Fällen allerdings das Ergebnis negativ sein kann und so nur ein roter Wert vermerkt wird. Der bedeutet, dringender Nachbesserungsbedarf und damit auch hohe Ausgaben für Besitzer von solchen Objekten.
Energieausweise als Glücksspiel
Das betrifft natürlich im speziellen Altbauten aus den sechziger und siebziger Jahren. Doch auch bei neueren Gebäuden kann eine Berechnung sehr schwierig werden, wie die Studie von Haus und Grund jetzt offen legt. Während es schon bei sehr eindeutig zu beziffernden Gebäuden mit einem festen Grundriss sehr schwierig ist, eindeutige Werte zu erhalten und sich durchaus Abweichungen von bis zu 30 Prozent unter den Bewertern ergeben, ist es bei Objekten mit Wintergärten, Gauben und ähnlichen wohnlichen Besonderheiten noch viel schwieriger, zu einem eindeutigen Ergebnis zu gelangen. Konkret bedeutet das, man kann mit dem Prüfer Glück haben oder Pech und der zukünftige Ausweis entscheidet dann darüber, ob man Grund zur Freude hat oder zum ärgern.
Das war natürlich eigentlich nicht das Ziel der neuen Gesetzesgrundlage und trotzdem ist der wackelnde Energieausweis noch immer Pflichtprogramm. Für Besitzer von Wohneigentum ein Unding und höchste Zeit, etwas an diesen Zuständen zu ändern und es nicht nur vom Zufallsprinzip abhängig machen, wie ein Wohngebäude eingeschätzt wird. Solange sie keine verlässlichen Werte gibt ist die Entscheidung ein Glücksspiel.
Quelle: welt.de und Pressemitteilung von Haus & Grund Deutschland