Große Versicherungskonzerne warnen vor einer Immobilien-Blase aufgrund Fehlsteuerung von Investments. Hinter diesem Schreckens-Szenario könnten freilich auch eigene Interessen stehen. Versicherer sind qua Business an anderen Wegen der Altersvorsorge interessiert als über Mehrfamilienhäuser bzw. die Immobilie im Allgemeinen. Liest man dem gegenüber die Verlautbarungen der Bundesbank, so schätzt diese Gefahr einer allgemeinen Immobilien-Blase aktuell als gering ein.

Unter dem Titel Blase ja oder nein? hatten wir bereits vor einigen Wochen hier im Magazin Stellung bezogen. Dass die Experten sich uneins sind, zeigt dieser grotesk-ulkige Screenshot. So kolportierte Maximilian Zimmerer, der neue Kapitalmarktvorstand des Versicherungskonzern Allianz vor gut einem Monat, unter anderem im Handelsblatt, es könnte zu einer Immobilienblase kommen. „Die Blase wäre nicht von Großanlegern getrieben, sondern eher von Privatanlegern, die Inflation und einen Kollaps des Euro fürchten und in Sachwerte flüchten“, wurde Zimmerer in überregionalen Zeitungen übereinstimmend zitiert. Und weiter: „Niedrige Zinsen führen auf Dauer immer zu einer Fehlsteuerung von Investments. Das haben die Immobilienblasen in den USA, Spanien oder Irland gezeigt.“ Schuld daran seien nach Ansicht von Zimmerer die Notenbanken, die den Markt mit billigem Geld fluten.

„Cui bono“ wussten schon die alten Römer. Diese Frage „Wem nützt es“ ist seither die Frage aller Fragen, wenn man Interessen auf den Grund gehen möchte. Versicherer bieten zwar Policen für Haus und Wohnung an, die vom steigenden Interesse an Immobilien profitieren würden. Die Allianz zum Beispiel ist einer der größten Vermögensverwalter weltweit. Dabei verwaltet sie Kundengelder mit Hilfe aktiver Anlagestrategien wie es auf der firmeneigenen Webseite heißt. Wenn das Geld nun aber verstärkt in Stein flösse, verringerte sich für solche großen Vermögensverwalter das Geschäftspotenzial. Wer beispielsweise auf ein Zinshaus als Altersabsicherung setzt, lässt sich dann nicht mehr zusätzlich auf ein anderes Altersvorsorge-Produkt ein.

Eine ganz andere Meinung zu diesem Thema liefert uns die Deutsche Bundesbank – per Definition eine unabhängige Organisation. Sie spricht im aktuellen Finanzmarktbericht 2012 nicht von einer drohenden Immobilien-Blase. „Aus heutiger Sicht bleibt die Gefahr von Preisübertreibungen für Deutschland insgesamt gering“, heißt es auf Seite 55. Warum Häuser und Wohnungen derzeit begehrt sind, begründet die einstige Hüterin der D-Mark auch: „Zur Belebung […] dürften neben den guten mittelfristigen Aussichten für Einkommen und Arbeitsmarkt sowie dem niedrigen Zinsniveau auch die Unsicherheit an den Finanzmärkten und die damit verbundene Flucht in als sicher eingestufte Immobilienanlagen beitragen.“ „Ein rascher Aufbau von Risiken […] sei deshalb zwar noch nicht zu erkennen“, sagte Dr. Andreas Dombret, Mitglied des Bundesbank-Vorstands. Der Immobilienmarkt stehe aber unter intensiver Beobachtung. Denn in regionalen Teilmärkten könne eine Preisübertreibung nicht ausgeschlossen werden. Damit meint die Bundesbank vor allem den rasanten Preisanstieg in den Ballungsräumen. Das gilt besonders in den Großstädten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart. „Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass es gerade in einem Umfeld niedriger Zinsen und hoher Liquidität zu Übertreibungen an den Immobilienmärkten kommen kann. Dies kann auch in deutschen Ballungszentren zum Tragen kommen“, so Dombret. Hintergrundinformationen aus den Quellen: Handelsblatt, Süddeutsche, Focus und Deutsche Bundesbank.

PS: Wollen Sie unsere Meinung hören? Blasen kommen und gehen, im Immobilienbereich und anderswo. Selten ist so etwas realwirtschaftlich untermauert. Neben Wucher, Schleuderpreisen und Hysterie gibt es eine Konstante: Solides Geschäftsgebahren. Eines habe ich über die Jahre gelernt: Moral und feste Grundsätze zahlen sich aus, ob als Privatperson oder als Geschäftsmann/-frau.