Wer privat eine Immobilie kauft oder verkauft, lässt sich auch signifikant von emotionalen Faktoren leiten. Dieser Umstand beeinflusst auch den Preis. Zu diesem zentralen Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Technischen Universität Kaiserslautern. Des Weiteren schätzen private Verkäufer ihre Kenntnisse nur als moderat ein, Makler dagegen wissen in aller Regel um ihr sehr gutes Fachwissen.

Eine Studie der Universität Kaiserslautern kam zu dem Ergebnis, dass Immobilienpreise auch sehr stark vom Emotionen beeinflusst werden. So wird der Objektzustand von privaten Akteuren im Durchschnitt deutlich positiver eingeschätzt als von Immobilienmaklern. Dabei betrachtet die Mehrheit der privaten Verkäufer ihre Kenntnisse über den Immobilienmarkt lediglich als moderat. Rund acht Prozent gaben sogar an, sie hätten keine Kenntnisse über den regionalen Immobilienmarkt. Im Vergleich hierzu schätzten die befragten Immobilienmakler ihre Kenntnisse als sehr gut ein. Die Studie der TU Kaiserslautern kommt zu folgendem Schluss: Wegen einer emotionalen Bindung an die zu verkaufende Immobilie und einer geringeren Marktkenntnis legen private Verkäufer häufig einen zu hohen, am Markt sehr schwer oder gar nicht erzielbaren Preis fest. Aufgrund der überzogenen Erwartung müssen dann später teils signifikante Abschläge an der eigenen Forderung in Kauf genommen werden. Makler dagegen legen tendenziell realistischere Angebote fest, so die Studie.

„Immobilienkäufe stellen für die meisten privaten Haushalte die größte Ausgabe überhaupt dar. Deshalb sind hiermit immer hohe Erwartungen verbunden“, begründet Professor Björn-Martin Kurzrock, Professor für Immobilienökonomie an der Technischen Universität Kaiserslautern das oben Beschriebene. Trotz der geringeren Marktkenntnis verkaufen Eigentümer ihre Immobilie oft lieber selbst. Obwohl für sie der Umsatz aus dem Verkauf in der Regel gleich bleibt, da der Käufer die Maklerprovision übernimmt. Makler nutzen ebenso mehr Vermarktungskanäle als private Verkäufer, die im eigenen Auftrag handeln. Auch die Angebotswege unterscheiden sich. Während fast alle befragten Makler ihre Objekte über mehrere Kanäle anbieten, konzentrieren sich Privatverkäufer im Schnitt auf einen bis zwei Kanäle, wobei im privaten Kontext auch das Weitersagen durch Freunde, Bekannte und Verwandte eine bedeutende Rolle einnimmt.

Die Untersuchungserbenisse gründen auf einem in der Wirtschaftswissenschaft bekannten, aber für die Immobilien-Ökonomie neu angewandten Ansatz der Verhaltensökonomie. Emotionale Faktoren wurden bei der Bestimmung von Immobilienpreisen bislang so gut wie gar nicht beachtet. Die Forscher der Technischen Universität verfolgten dagegen einen Ansatz, der das menschliche Verhalten einbezog. Die vorliegenden Ergebnisse der Studie zeigen, dass diese Erweiterung neue Erkenntnisse hervorbringen kann, die unter anderem erklären können, warum und wie Personen Immobilien verkaufen oder kaufen.

Hinweis & Meinung: Die Studie ist schon ein paar Monate alt, gemäß unseren Erfahrungen aber aktueller denn je. Laut unserer Quelle, der Handwerkszeitung, analysierte das Unternehmen Immobilienscout24 für die Studie im Auftrag der TU Kaiserslautern über 1.700 Immobilienangebote.