Das Edifício Copan ist ein Fußballfeld-Großer, 32 Stockwerke hoher Koloss von Mehrfamilienhaus. Es ist sozusagen eigener Bezirk, sogar mit eigener Postleitzahl. Ein Monument und Symbol von einem Bauprojekt, dass eine ganz andere Art des Wohnens aller Schichten gemeinsam kreiert.

Amerika – der Kontinent der Extreme. Und in vielerlei Hinsicht ein Vorbild und manchmal auch eine Warnung für uns, was die Zukunft angeht. Auch im Bereich der Immobilien wartet die Gegend auf der anderen Seite des Pazifik immer wieder mit unglaublichen Eindrücken auf. So jetzt auch mit dem „Edifício Copan“, einem unfassbar großen Haus in São Paulo.  1957 hatte man den Bau des Kollosses von Architekt Oscar Niemeyer begonnen, 1966, nach einigen Unterbrechungen vollendet. Inzwischen hat der Bau bereits seinen Weg ins Guinnes Buch der Rekorde als weltgrößtes Wohngebäude gefunden. Für uns mal wieder eindrucksvoll, wie außergewöhnlich eine Immobilie angelegt sein kann, wie sie ihre eigene Dynamik entwickelt und zum Symbol und zur Inspiration für viele wird.

5.000 Bewohner in 1.160 Wohneinheiten – damit zählt dieses Gebäude nach deutschen Maßstäben bereits als Kleinstadt.  Die 116.153 Quadratmeter Gesamtwohnfläche ist in unterschiedlich große Apartments von 26 bis 350 Quadratmetern geteilt. Es enthält eine Kirche und eine eigene Einkaufsstraße mit fast 90 Geschäften im Untergeschoss.

Der Spiegel bezeichnete dieses Gebilde nicht zu unrecht vor kurzem als „Brasilianische Wohnmaschine“. Wie ein Mikrokosmos für sich, sogar mit eigener Postleitzahl, hat das Gebäude einen ganz eigenen Lebensrhythmus. Und kostet einiges an Ressourcen: 100 Hausmeister, 20 Aufzüge, Putzkolonnen im Dauereinsatz mit 400 Litern verschiedener Reinigungsmittel bewaffnet. 600.000 Liter Wasser fließen duvch die Adern dieses Komplexes, der täglich 3 Tonnen Müll produziert. Das Bauwunder ist zu einem Symbol der Stadt São Paulo geworden. Als „Stolz der Moderne“ gefeiert inspiriert es Schriftsteller, Filmemacher, Fotografen und Künstler. Regina Rhedas Kurzgeschichte „Arca sem Noé – Histórias do Edifício Copan“ über Geschichten aus dem Gebäude, gewann sogar den Jabuti-Literaturpreis Brasiliens. Ein besonderer Aspekt des Konzepts, und tatsächlich auch der Realität dieses Gebäudes: Es vereint viele gesellschaftliche Schichten der Gegend unter einem Dach. Vielleicht ist das auch der Grund, warum es so eine außergewöhnliche Dynamik entwickelt hat – wo findet man sonst eine so weite Schere an Menschen so nah beieinander?